940 entdeckt ein SS-Geologe eine Ader roten Granits am Gipfel des Mont Louise. Da dieses für die Bauvorhaben des Deutschen Reiches nützlich sein könnte, entsteht dort im Mai 1941 auf dem „Struthof“ das Konzentrationslager Natzweiler. Das Konzentrationslager gilt als eines der Tödlichsten im damaligen Nazi-Deutschland. Neben den für diese Orte üblichen willkürlichen Misshandlungen der dort Inhaftierten, wurden außerdem fragwürdige medizinische Experimente an den Insassen durchgeführt. Immer wieder kommt es zu Hinrichtungen. Im April 1943 wird in einem ehemaligen Festsaal gegenüber eines Gasthofes außerhalb des eigentlichen KL-Areals eine Gaskammer eingerichtet. Auch im Krematorium im Hauptlager werden Menschen verbrannt. Die Asche dient als Dünger auf den umliegenden Feldern. Neben dem Hauptlager, in dem letztlich 52 000 Häftlinge untergebracht waren, gibt es in ungefähr einem Kilometer Entfernung den Steinbruch, in dem der Granit von den Häftlingen abgebaut werden und mit Loren zum Hauptlager transportiert werden muss. Hier entstehen im weiteren Verlauf auch Maschinenhallen, in denen Flugzeugeinzelteile hergestellt werden müssen. Allein von 1943 bis 1945 wurden mehr als 10 000 Juden aufgrund des steigenden Bedarfs an Arbeitskräften nach Natzweiler deportiert. Nur in diesem Teil des Lagers sind auch Frauen und Kinder untergebracht. Insgesamt finden ungefähr 22 000 Menschen den Tod. Im September 1944 wird das Lager evakuiert und weitere Menschen sterben während der Todesmärsche. Im November desselben Jahres entdecken die Alliierten das leere Konzentrationslager.
Das für uns heute unfassbare, grausame Regime des Dritten Reiches mit all seinen krankhaften, widerlichen Auswüchsen findet wohl nirgendwo einen so intensiven und schonungslosen Rückblick wie in den heutigen Gedenkstätten in einem der Konzentrations- und Vernichtungslager. Natzweiler macht das Grauen erlebbar, und die Lage dieses Tötungsmonstrums auf einem Berg, inmitten faszinierender Natur und mit herrlichen Ausblicken, verstört nur noch mehr. Wer einmal die Kommandantenvilla gesehen hat, die an das Lager angrenzend mit Swimmingpool (immerhin zur lagerabgewandten Seite) einen Logenplatz in erster Reihe ermöglichte und sich vorstellt, wie die Familie des Kommandanten die Geräusche des Lagers, schreiende Menschen, Schüsse, Gewalt, den süßlichen Gestank des Krematoriums und auch die Märsche der zum Tod im Gas Verurteilten sprichwörtlich vor der Haustür – denn dort entlang führte der Weg zur Gaskammer – ausblendet und dabei Gemüse aus dem Garten isst, das mit Menschenasche gedüngt wurde – der begreift das Grauen und den Terror umso mehr und jene, die dieses kranke Gebaren heute noch befürworten, umso weniger.
Aus naheliegenden Gründen war nicht das Konzentrationslager selbst Ziel des Ghosthunter Explorer-Teams, sondern der frei zugängliche dazugehörige Steinbruch. Das Thema Ghosthunting wird in Frankreich offenbar grundsätzlich sehr kritisch gesehen, was auch mit der Rolle der Deutschen im Zweiten Weltkrieg zusammen hängen mag. Daher trug das Team auch Zivilkleidung, was sich beim Besuch eines Konzentrationslagers ohnehin verstehen sollte. Nach dem eindrücklichen Besuch im Hauptlager begaben sich alle in den Steinbruch. Sonja stellte fest, dass sich seit ihrem letzten Besuch ein Jahr zuvor einiges verändert hatte: Die damals noch teilweise vollständig überwachsenen Ruinen der Gebäude waren sorgfältig freigelegt und gesäubert worden. Offenbar ist eine engere Inklusion zum Hauptlager geplant, denn bisher war der Steinbruch sehr vernachlässigt worden. Die ehemaligen Baracken existieren nicht mehr, jedoch sind noch die Fundamente, Außenwände und weitere begehbare Ruinen der Fertigungshallen erhalten. Eine dieser Ruinen verfügt noch über Innenräume, und hier sollte auch der Großteil der Untersuchung stattfinden. Nach einer ersten Begehung am Nachmittag kehrte das Team dann gegen 20.00 Uhr abends zurück, um unmittelbar mit dem Aufbau zu beginnen.
Movetest: im hintersten Raum rechts vom Eingang des begehbaren Gebäudes aus gesehen
Steady-IR: Blickwinkel vom hinteren Bereich Flur nach vorne
3 weitere IR im Einsatz, dazu Rem-Pods, Parascope, K2, Spiritbox, Fotoapparate, H20, Cams
Schon während des Aufbaus kam es zu diversen akustischen und optischen Phänomenen. Micha befand sich am Auto, als er auf dem Dach des Gebäudes eine Person stehen sah, die helle Haare hatte. Er dachte zunächst an Sunny, die sich aber woanders aufhielt. Sunny hörte während des Aufbaus dann Schritte auf Beton und Stimmen, für die ebenfalls keine (irdische) Ursache gefunden werden konnte. Micha und Sunny hörten zudem eine männliche Stimme als sie im Anschluss an den Aufbau das Gebäude verließen. Alle fühlten sich von Anfang an beobachtet und bedroht. Diese Empfindung besserte sich im Gebäude und verstärkte sich in allen Außenbereichen.
Die erste Untersuchung fand dann in den dem teilweise erhaltenen Gebäude gegenüberliegenden Ruinen statt. Das Parascope leuchtete fast unmittelbar nach Platzierung in der Gebäudemitte auf, was sich im weiteren Verlauf noch einmal wiederholte. Peps empfand eine tiefe Traurigkeit, hatte aber außerdem immer stärker werdende Schmerzen im rechten Arm. Alle hatten den Eindruck, dass die anwesende Energie ein ehemaliger Häftling gewesen sein könnte.
Im überdachten Gebäude ging es dann im vom Eingang gesehen linken Bereich weiter. In dem dort befindlichen Raum hatte Peps den übermächtigen Eindruck, dass jemand im Eingang stehen würde. Diese Empfindung löste bei ihr regelrechte Panik und den Gedanken an Flucht aus. Auch das Parascope meldete sich erneut. Micha stand nach dieser Untersuchung plötzlich mehr oder weniger neben sich und wirkte unkonzentriert und fahrig.
Im zweiten Raum von links fand dann eine Spiritbox-Session statt. Sunny trug Kopfhörer und konnte die Fragen der anderen somit nicht hören, sondern gab nur wieder, was sie selbst zu hören glaubte. Was sie sagte, passte zur Umgebung und zu den Fragen. Unter anderem hörte sie folgende Begriffe: „Ich bin da“, „Mädchen“, „in Frieden“, „Achtung“, „Sie kommen“, „Baum“, „D’accord“ oder auch auf die Fragen „Sollen wir den Raum wechseln“ ein deutliches „Ja!“ Sunny musste letztlich abbrechen, weil die Stimmen mehr und mehr französisch sprachen. Auch das Parascope meldete sich erneut.
Für Sonja waren besonders die Begriffe „Mädchen“, „fertig“ und „in Frieden“ bedeutend, da sie seit ihrem letzten Besuch bereits eine besondere Beziehung zu diesem Ort und seiner Geschichte hatte.
Nach einer kurzen Pause begab sich das Team in den hintersten Raum rechts des Eingangs. Micha fühlte sich zunehmend unwohl. Es schien, als würde jemand „geh jetzt!“ zu ihm sagen und er verspürte den dringenden Wunsch, zu flüchten. Zudem erschien es ihm, als würde er viele Stimmen hören und er sah einen Schatten im Eingangsbereich. Peps bekam wieder Schmerzen im Arm, die fast unerträglich waren. Zudem fühlte sie wieder eine tiefe Traurigkeit, sodass sie und Sonja das Gefühl hatten, dass es sich bei der anwesenden Energie wieder um den Häftling handelte. Als Sonja sagte: „Du hast hier im Steinbruch gearbeitet“, meldete sich augenblicklich das Parascope. Sonja hatte das Gefühl, mit der anwesenden Energie kommunizieren zu können. Da sich Micha zunehmend unwohl fühlte, begab sich das Team schließlich wieder nach draußen.
Da Peps und Sunny noch im Zwielicht das Gefühl gehabt hatten, auf dem Weg Richtung Granitsteinbruch nicht willkommen zu sein, begaben sich alle dorthin. Doch es wurde nur ein kurzer Besuch an dieser Stelle. Nachdem Micha sich zunehmend bedrohter fühlte und nur weg wollte und auch Peps das Wort „verschwindet“ zu fühlen glaubte, entschied sich das Team abzubrechen um nicht eine vermeintliche Provokation herbeizuführen.
Ergebnisse:
Unverständliches Flüstern, relativ zu Anfang
Diffuse Schritt- und Knackgeräusche
EVP „Geh weg“ beim Movetestaufbau
Auf die Frage „Wie viele seit ihr?“ zweimaliges Klopfen
Weitere EVP (evtl. auch Bewegungsgeräusch)
Abschließend sei gesagt, dass die Untersuchung eines Ortes, an dem nachweislich eine solche Fülle an Verbrechen und unvorstellbaren Gewalttaten stattgefunden hat, selbstverständlich immer eine gewisse vorhersehbare Emotionalität birgt. Bestimmte Wahrnehmungen können sich auf diese Eindrücke gründen. Wir möchten aber an dieser Stelle klarstellen, dass wir nicht von Gefühlen geleitet an einen solchen Ort gehen. Wir begegnen ihm, wie jedem anderen Ort auch, mit großem Respekt, nicht aber mit Voreinnahme. Vielmehr sind wir immer bemüht, unsere Objektivität zu bewahren und wie das sprichwörtliche unbeschriebene Blatt an die Location heranzugehen.