Lungenheilstätte Grabowsee (2017)

Grabowsee 21.07.2017 – 22.07.2017

Freitag, 21.07.2017

Da das Ghosthunter Explorer-Team die Organisation des Events auf der ehemaligen Lungenheilstätte übernommen hatte, traf das Team entsprechend früh an der Location ein. Das riesige Areal beeindruckt nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch die zahlreichen, großenteils in Ruinen liegenden Gebäude. Obwohl sichtlich verfallen, sind die einzelnen Häuser dennoch zum überwiegenden Teil in einem gut gepflegten Zustand. Im Innern präsentieren sich die ehemaligen Zimmer, Säle und Keller entkernt, d.h. ohne Mobiliar, teilweise ohne Türen und Schmuckelemente. Der Putz blättert von den Wänden, die heute nicht mehr Tapeten, sondern – wenn überhaupt – Graffiti bedeckt sind. Wind pfeift durch die glaslosen Fenster und die Nacktheit macht die Gebäude extrem hellhörig.

Zur Geschichte:
Als erste Heilstätte für Lungentuberkulose wurde Grabowsee 1896 vom DRK gegründet. 1900 standen so 200 Betten für leicht- bis schwerkranke Männer zur Verfügung. Im 1. Weltkrieg diente Grabowsee als Lazarett, außerdem wurden hier bis 1918 auch Kriegsgefangene untergebracht. Ab 1926 wurden Erweiterungsbauten errichtet; so verdoppelte sich die Bettenanzahl auf etwa 420. Zwischen 1945 und 1995 wurde die Anlage durch die Rote Armee als sowjetisches Militärlazarett genutzt. Seit 2005 setzt sich Kids Globe e.V. für den Wiederaufbau/die Erhaltung der Gebäude und die Einrichtung einer Internationalen Akademie für Kinder und Jugendliche ein. Zudem wird das Gelände häufig für Film- und Fernsehaufnahmen genutzt.

Nach dem Organisatorisches geregelt war, begab sich das Team auf einen ersten Rundgang. Für Peps und Micha war es bereits der dritte Besuch auf dem weiträumigen Gelände; Celina und Sonja waren zum ersten Mal dort.
Bei der Vorbegehung stellten alle Teammitglieder fest, dass es im OP-Bereich immer noch extrem stark nach Verbandszeug roch. Direkt unterhalb der Operationssäle liegt eine Sauna aus Sowjet-Zeiten; sie befindet sich an der Stelle des ehemaligen Totenraumes. Dort wurden Verstorbene aufgebahrt, damit ihre Angehörigen Abschied nehmen konnten. Als auch alle anderen Teams schließlich eingetroffen waren, stellten Anja, Erik, Sonja und David dort unten einen extrem starken Geruch nach Schwefel fest, der sich beinahe durch die gesamten Kellerkorridore zog. Außerdem fanden Sie einen Bereich, der kleine Zellen mit dreifach verstärkten Türen und einer Durchreiche aufweist. Die Anlage hatte im Ersten Weltkrieg auch als Militärgefängnis gedient, doch wirken diese Räume deutlich jünger. Zweifellos aber dienten sie der Isolation; es gibt, außer einer Deckenlampe, keine natürliche Beleuchtung, die Wände sind gefliest. Die drei Zellen befinden sich in einem verwinkelten Teil des Kellers. Der Schwefelgeruch indes hielt an, erst im Erdgeschoss verflüchtigte er sich wieder. PE Chris fand später stark schwefelartige Steine. Der Geruch allerdings tauchte nicht wieder auf. Die vier Ghosthunter trafen außerdem auf die ehemalige Untergrundbahn, die über einen Tunnel ursprünglich als voll elektrischer Speisewagen Essen von den Speiseaufzügen zwischen Verwaltungs- und Südgebäude hin und her transportierte . Der Tunnel Richtung Verwaltungsgebäude wurde bei der Begehung nicht aufgefunden. Wohl aber ein Tunnel, der im früheren Leichenraum und späteren Saunabereich endet. Vielleicht diente er zum Wäschetransport, vielleicht gab es zu irgendeinem Zeitpunkt auch zwei Untergrundbahnen, die unterschiedliche Funktionen innehatten. Denkbar wäre auch der Leichentransport in den Verabschiedungsraum. Es war in den Sanatorien – wie auch heute in jedem modernen Krankenhaus – üblich, die Leichen unter Ausschluss der anderen Patienten zu transportieren (siehe auch z.B. Waverly Hills Hospital). In Grabowsee gab es zudem einen Sargaufzug; dieser wurde leider ebenfalls nicht ausfindig gemacht.

Sonja stellte bei einer späteren, alleinigen Begehung unmittelbar vor Beginn des Aufbaus eine Präsenz bei den Operationssälen fest. Leider wurde sie von drei lautstarken Urbexern unterbrochen, die aber natürlich zu diesem Zeitpunkt auch noch jede Daseinsberechtigung hatten; schließlich ist das Gelände gegen Entgelt für nahezu Jedermann zugänglich.
Die Hoffnung, das DVR-System über einen Notstromgenerator laufen zu lassen, zerschlug sich leider schnell. So kamen nur die Batterie- oder Akkubetriebenen Cams zum Einsatz. Zudem wurde das Sandpendel in der „Dunkelkammer“ aufgestellt (die zur Entwicklung der Röntgenbilder diente) und der große Movetest in den gegenüberliegenden Raum gestellt; hier befanden sich zu Zeiten des Sanatoriums die Röntgenräume bzw. Röntgendiagnostikräume.

Als Erstes entschied sich das Ghosthunter Explorer-Team für den Bereich bei den Operationssälen (zwar sehen heute beide gegenüberliegende Räume wie OPs aus, allerdings war in einem früher tatsächlich das Direktorenbüro untergebracht). Zwar kam es zu einem kurzzeitigen Ausschlag des Parascopes, ansonsten wurden aber zumindest für den Zeitpunkt dieses Berichts keine messbaren Ergebnisse festgestellt. Sehr wohl kam es aber zu Schattensichtungen und Micha erschreckte sich einmal regelrecht, als er im anschließenden Wartebereich plötzlich sehr schnelle Schritte vernahm, die auf ihn zukamen.

Nach einer Pause ging es gemeinsam mit der NGGH (New Generation Ghosthunter) in einen der Patientenbereiche. Als das G.E.T. das letzte Mal vor Ort gewesen war, war es hier – ebenso wie im OP-Bereich – zu paranormaler Aktivität gekommen. Die GRT hatte im 2. Stockwerk zudem auf dem Fußboden etwas entdeckt, dass frappierend aussah wie eine Kinderhand. Es kam jedoch auch hier, abgesehen von einem temporären Knacken, das nicht abschließend als Paranormal gewertet werden darf, da sich auch Tiere wie Vögel oder Fledermäuse in den Gebäuden aufhalten, zu keinen nennenswerten Vorkommnissen.

Im Direktorenhaus war die Situation dieselbe. Lediglich eine Fledermaus sorgte kurzzeitig für Aufsehen. Auffällig war aber, dass allen weiblichen G.E.T.-Mitgliedern im Gebäude plötzlich schlecht wurde. Gegen 02.00 Uhr früh endete der erste Tag auf Grabowsee.

Ergebnisse:
– Ein paar Fotos finden Ihre Aufnahme in die Ergebnisliste, da sie zusammen mit den anderen Ergebnissen als interessant eingestuft werden können
– EVPs (siehe Dokumentation)

Samstag, 22.07.2017     

Dieses Mal trafen die Teams am frühen Nachmittag nach dem gemeinsamen Mittagessen auf dem Gelände ein. Für die, die auf dem Areal übernachtet hatten, ist die Nacht nach eigener Aussage ruhig verlaufen. Da an diesem Tag ein Musikvideo für die Voice-of-Germany-Zweitplatzierte Kim Sanders gedreht wurde, verschoben sich Aufbau und Beginn der Untersuchungen nach hinten. Zudem machte allen ein heftiges Unwetter zu schaffen, dass Teile der Anlage (insbesondere Keller, aber auch teilweise die Base) unter Wasser setzte und Straßen sogar unpassierbar machte. Das nahe Berlin wurde besonders von diesem Unwetter getroffen.

Das Ghosthunter Explorer-Team begab sich zunächst zum Aufbau des Movetests in einen Bereich, der im weiteren Verlauf als „Baderaum“ bezeichnet werden wird. Fliesen bis unter die Fenster und diverse Abflüsse erweckten den Anschein, als ob es sich um ein ehemaliges Schwimmbad oder Ähnliches handelte. Ein echtes Schwimmbad hat es aber auf Grabowsee nicht gegeben

Beim Aufbau ließen die Anwesenden Celina und Sonja eine App mitlaufen (Spiritus Ghost Box, kostenpflichtig erhältlich im Playstore), die bereits von anderen Ghosthunter Teams mehr oder minder erfolgreich getestet worden war. Hier kam es mehrfach auf Nachfrage zu Namensnennungen, z.B. wurde die Frage nach Celinas Namen korrekt beantwortet, zudem benannte die App den Teamnamen („GET“ ist allerdings auch ein entsprechend häufiges englisches Wort – da es sich um eine englischsprachige App handelt, kann hier eine Korrelation nicht ausgeschlossen werden). Doch auch als Peps und Micha dazustießen, nannte die App ihre Namen. Sie sagte zudem auf die Frage, wo sich das Team befände das deutsche Wort „Schwimmbad“. Diese App befindet sich nach wie vor in einem Teststadium, daher fließen die Ergebnisse hier nur pro forma ein.

Micha hatte außerdem das Gefühl, dass jemand in den Raum kommen würde und einmal wurde der Bewegungsmelder ausgelöst.

Später machte das Team an diesem Ort das erste Sit-in des Abends. Dabei reagierte einmal das Parascope, zudem waren die Batterien von Celinas Kamera zweimal unmittelbar hintereinander leer. Die wiederum eingesetzte App nannte zum zweiten Mal Teammitglieder beim Namen. Celina bekam von einer sich aufbauenden Präsenz die Emotionen übermittelt und wurde plötzlich sehr, sehr traurig. Auch die anderen registrierten zunehmende Kälte. Peps wurde am Ärmel gezupft, auch Sonja vermeldete eine Berührung am Unterarm. Zudem schmerzten Peps beide Schultern. Die App nannte einmal auf Nachfrage, wer sich denn im Raum aufhielte, den Namen „Eduard“.

An der Base fassten alle Teams den Entschluss, einmal gemeinsam zu ermitteln. Fast 25 Personen würden im OP-Trakt gemeinsam an einem Experiment teilnehmen. Anja von den Lost Voices, Frank und Jörg vom GTR stellten eine Krankenhaussituation im Krieg nach und riefen im Verlauf nach dem Doktor. Marion von den Spirit Hunters hatte zuvor den Namen „Pietr Ivankovicz“ vermittelt bekommen, der sich als Arzt auf dem Gelände ausgab. Noch während der Vorbereitungen kam es zu mehrfachen REM-Pod-Ausschlägen. Im Untersuchungsverlauf baute sich mehrfach Energie auf und die Temperaturen im Gang fielen deutlich. Zeitweise froren einige Teammitglieder regelrecht. Celine bekam erneut sehr starke Emotionen übermittelt und ihre linke Seite schmerzte heftig. Sie hatte das Gefühl, jemand würde um „Hilfe“ rufen, doch der Arzt, dem die Patienten ihr Leben anvertrauen mussten, legte keinen Wert darauf, ihnen zu helfen. Er wollte sie leiden sehen. Das Phänomen der „sadistischen Ärzte“ ist kein Unbekanntes; immer wieder kommt es auch heute zum Missbrauch der ärztlichen Hilfeleistung. Es kam allerdings zu keinen weiteren Vorfällen und fast war man versucht, das Ganze eher als „sehr interessant, aber sinnlos“ zu betiteln. Zu bemerken sei hier, wie reibungslos diese Zusammenarbeit mit so vielen Teams innerhalb einer sehr begrenzten Räumlichkeit funktionierte.

Im weiteren Verlauf der Nacht stellte sich heraus, dass diese Zusammenarbeit und die damit sicherlich ausgelöste Energie, aber vielleicht auch der Untersuchungshergang scheinbar tatsächlich etwas bewirkt hatte, wenngleich wahrscheinlich so mancher in den jeweiligen Situationen gerne darauf verzichtet hätte. Im Untersuchungsverlauf wurde mehrfach nach dem Doktor gerufen. Doch begab man sich zu einem späteren Zeitpunkt auch in einen anderen Raum (evtl. jener Fahrstuhl, von dem weiter oben schon einmal die Rede war) und versuchte dort, den Arzt gezielt zu provozieren. Es war wieder zu einem Energieaufbau gekommen, jedoch, wie oben bereits erwähnt, zu keinen nennenswerten Ereignissen.

Das Ghosthunter Explorer-Team begab sich etwa eine Stunde nach Versuchsende wieder in den Bereich, allerdings hinunter in den Keller. In der russischen Sauna startete das Team ein Sit-in, das harmlos anfing. Das Parascope meldete sich gleich zweimal, und direkt nach dem zweiten Ausschlag war plötzlich auch eine extrem fühlbare Präsenz anwesend. Sonja hatte das Gefühl, das zwei Personen jeweils eine Schulter von ihr innehatten. Sie bekam ein regelrechtes Emotionschaos übermittelt: Auf der einen Seite Hilflosigkeit, Trauer, Angst. Auf der anderen zerstörerische Wut, Aggression und Hass. Körperliche Schmerzen, Atemnot und Hyperventilation waren eine weitere Begleiterscheinung; hier insbesondere die linke Seite, die sich emotionstechnisch auch als die „schwächere“ herauskristallisierte, quasi die „Angst“-Seite. Irgendwann gelang es ihr, diese „Angst“-Seite zu beruhigen und schließlich konnte sie sich aus der Situation wieder lösen. Es war für alle Beteiligten sehr aufrührend gewesen und man entschloss sich, zur Base zurückzukehren.

Dort wurden sie direkt von der Hiobsbotschaft empfangen, dass ein Mitglied des GTR gestürzt war und sich verletzt hatte. Zudem befand man sich auf der Suche nach den New Generation Ghosthunters, da es dort ebenfalls zu einem Zwischenfall gekommen war. Susanne hatte nach einer Sichtung einen Nervenzusammenbruch erlitten und auch David war angeschlagen. Jörg vom GTR wurde auf dem Rückweg von der Suchaktion geschubst und eine Stimme nannte seinen Namen. In der gesamten Anlage hatte sich die Atmosphäre extrem geändert. Die einzelnen Erlebnisse der beteiligten Teams bleiben diesen vorbehalten. Fakt ist, dass man übereinstimmend beschloss, an dieser Stelle abzubrechen. Zuvor hatte sich schon Nina vom Team Nordhessen bei einem Sturz den Knöchel verletzt. Somit gab es mittlerweile zwei physisch verletzte Personen und etliche weitere, die sich in einem entsprechenden psychischen Ausnahmezustand befanden. Hatte das Experiment im OP-Trakt tatsächlich eine Energie freigesetzt, die sich nun unkontrolliert entlud und ein paranormales Feuerwerk abfeuerte? Was davon wird letztlich tatsächlich „beweisbar“ sein? Psychische Ausnahmezustände sind etwas sehr individuelles. Kein Außenstehender kann die Atmosphäre und die Emotionen vor Ort nachempfinden. Niemand, der nicht unmittelbar beteiligt war, kann verstehen, was sich in solchen Situationen abspielt und was es mit den Beteiligten machen kann. Gerade junge Teams sind bei solch extremen Vorfällen natürlich überfordert. Die Vorsicht gebietet in einem solchen Fall, eine Untersuchung dann lieber zu beenden.

Selbstverständlich verstehen wir uns als „Geisterjäger“, als „Erforscher des Paranormalen“. Doch eben jenes Unfassbare, jenes Paranormale führt uns immer mal wieder an Grenzen, die nicht überschritten werden sollten. Zumindest nicht, solange wir nicht verstehen, was das Paranormale tatsächlich ist und was es mit dem menschlichen Geist anrichten kann. Bei aller Liebe zum Hobby geht doch die eigene körperliche Gesundheit und Psychohygiene immer vor.

Fakt ist, Grabowsee war ungeachtet der zum Berichtserfassungszeitpunkt noch nicht vorliegenden technischen Ergebnisse, ein ganz und gar ungewöhnliches Erlebnis an einem ganz und gar ungewöhnlichen Ort. Die Fülle an Empfindungen, Emotionen und Erlebten ist selbst an zwei Tagen nicht zu bewältigen. Die Anzahl der Vorfälle und deren Ausmaß zeigt, um was für einen interessanten Ort es sich handelt.

Ergebnisse Samstag:

–          nicht erklärbarer Schatten im „Bad“-Bereich (siehe Dokumentation)

–          EVP während des Aufbaus im „Bad“-Bereich

–          EVP im weiteren Untersuchungsverlauf im gleichen Bereich (siehe jeweils Dokumentation)

–          Parascope-Ausschlag im „Bad“-Bereich

–          Parascope-Ausschlag in der ehem. „Sauna“ bzw. dem Totenzimmer

Das Ghosthunter Explorer-Team dankt allen Beteiligten. Nina und Conny, gute Besserung! Ihr habt alle einen fantastischen Job gemacht und jeder Einzelne von euch ist auf dem richtigen Weg. B. Hanke, vielen Dank für die Zurverfügungstellung dieses architektonischen und historisch-kulturellen Schatzes! Grabowsee gehört zu jenen Orten, die tatsächlich nicht fassbar sind.